„Dichtung – das ist das schicksalhaft Einmalige der Sprache.“ So Paul Celan in seiner knappen Antwort auf eine Umfrage der Librairie Flinker unter mehrsprachigen Autoren nach der Bedeutung ihrer biografischen Sprachkenntnisse für ihr Schreiben von 1961. Aus Sicht aktueller literaturwissenschaftlicher Mehrsprachigkeitsforschung ist Celans Werk von einer auffälligen Spannung zwischen seinen vielfältigen Sprachkenntnissen und Übersetzertätigkeiten einerseits und der unbedingten Treue zur deutschen Muttersprache als Sprache der Dichtung andererseits durchzogen. Der Vortrag geht dieser Spannung in drei Teilen nach, indem erstens auf literaturhistorischer Ebene Celans Selbstpositionierungen zur Frage der Sprachwahl und der biografischen Sprachkenntnisse im Kontext des Deutschen als jüdischer Sprache und des Schreibens nach der Shoa erörtert werden. Zweitens ist nach Celans poetologischem Sprachbegriff zu fragen und danach, inwiefern aus literaturtheoretischer Sicht an die „einmalige“ Sprache des Gedichtes überhaupt linguistisch basierte Kategorien wie Multilingualismus angelegt werden können. Im letzten Teil schließlich soll der poetische Einsatz unterschiedlicher Sprachen in ausgesuchten Gedichten der Niemandsrose interpretiert werden.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Centrum für Jüdische Studien statt.
Montag, 28.11.2022