Der Vortrag steht im Kontext der rezenten literaturwissenschaftlichen Raumforschung und setzt sich mit jenen medikalen Expertenräumen auseinander, die in der Erzählprosa der Zwischenkriegszeit vermehrt auftauchen: z.B. Labor, Röntgenkammer, Pathologieinstitut, Kliniklazarett, Operationssaal. Geschuldet sind diese neuartigen spatialen Settings dem rasanten naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt einer Epoche, die derlei institutionelle Räume hervorbringt und sie gleichermaßen feiert; und zwar als Garanten absoluter epistemischer Gewissheit und sozialer Geordnetheit.
Anders fiktionale Literatur: In Texten von Arthur Schnitzler, Thomas Mann, Ernst Weiß oder Leonhard Frank generieren diese ungewöhnlichen Schauplätze ungewöhnliche Figurenhandlungen und Handlungsumschwünge, existentielle Situationen und abgründige Katastrophen – und lassen sich insofern als Reflexionsräume auf die multiplen Krisenerfahrungen der Epoche lesen.
Mittwoch 11.10.2023
18:30-20:00 Uhr
SR 24.K2 (Mozartgasse 8)
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Literaturwissenschaftliches Kolloquium (Programm WS 23/24)
Das Kolloquium am Institut für Germanistik bietet ein offenes, literaturwissenschaftliches Forum für Lehrende, Forschende und Studierende. Zum einen erhalten Mitglieder des Instituts die Möglichkeit, ihre aktuellen Forschungsprojekte vorzustellen und zu diskutieren, zum anderen laden wir nationale und internationale Gäste zu Vorträgen ein. Alle, die Interesse an literaturwissenschaftlichen Themen vom Mittelalter bis zur Gegenwart und an den aktuellen Entwicklungen unseres Fachs haben, sind ganz herzlich eingeladen! Eine Anmeldung ist nicht notwendig.